Pressemitteilung des Ortsverbands Grüne Pfarrkirchen 14.02.2020
Wer 112 wählt, verlässt sich darauf, dass innerhalb weniger Minuten ein Notarzt kommt, aber an vielen Standorten, vor allem im ländlichen Bereich, steigt unbestritten die Zahl der unbesetzten Notarztdienste. Somit wird es zunehmend schwieriger, die Patienten rechtzeitig notärztlich zu behandeln. Das kann vor allem auf dem Land Menschen das Leben kosten!
Immer weniger junge Ärzte interessieren sich für eine Notarztausbildung, was nicht verwundert, denn der Alltag in Krankenhaus und Arztpraxis wird immer anstrengender und die Krankenhaus- und Bereitschaftsdienste sollen ja auch besetzt werden. Wenn der Arzt zusätzlich einen Notarztdienst leisten will, bleibt ihm im Monat kaum ein Wochenende arbeitsfrei. Wenn er Nachtdienst fährt, wartet auf ihn gleich am nächsten Tag sein regulärer Tagdienst in Krankenhaus oder Praxis, egal wie kräftezehrend die Nacht war.
Auf Dauer hält kaum einer so einen Job aus .
Die jungen motivierten Ärzte, die trotz dieser Bedingungen gern Notarzt werden wollen,
müssen eine unbezahlte Notarztausbildung über mehrere Monate neben dem Job in der Klinik leisten. Zusätzlich müssen sie noch die Kosten des Notarztkurses und der Einsatzbekleidung tragen, was die Ausbildung alles andere als attraktiv macht.
Mit Telenotarzt gegen den Notarztmangel
Das kann im Zuge der Digitalisierung durchaus eine sinnvolle Ergänzung sein, darf aber in keinem Fall den Notarzt ersetzen, sei es auch nur zeitweise. Medizinisch nennt man das „die Behandlung von Symptomen“ anstatt die Ursachen zu bekämpfen.
Wie soll der Telenotarzt auf dem Land funktionieren, wenn es in vielen Orten nicht mal ein Handynetz gibt!
Wenn in Deutschland die Netzlücken nicht geschlossen werden, kann das Telenotarzt-System nur in Städten sinnvoll betrieben werden, was wiederum eine Benachteiligung der Bürger auf dem Land bedeutet.
Kann der Telenotarzt den Notarzt vor Ort ersetzen?
Unsere Rettungsdienste darf man nicht im Stich lassen. Viele Notfallsanitäter stehen oft mit einem Bein im Gefängnis. Bei kritischen Notfällen, wo die sofortige Verabreichung von Medikamenten ohne ärztliche Aufsicht für Rettungssanitäter rechtlich riskant ist, kann tatsächlich der Telenotarzt eine Lösung sein. Aber wenn Nebenwirkungen oder eine akute Verschlechterung des Zustandes des Patienten auftreten, oder wenn sofortige medizinische invasive Eingriffe, die bis jetzt nur durch einen ausgebildeten Notarzt durchgeführt werden, notwendig sind, kann der Telenotarzt nicht eingreifen und die möglichen Komplikationen nicht behandeln, er ist ja nicht vor Ort! Aber hier zählt jede Minute!
Was tun für die Versorgung der Bevölkerung
Viel Geld wird in den Telenotarzt investiert und viel wird überall auf Kosten der Gesundheit der Patienten und des Personals gespart.
Ein zwingender Teil der Lösung wäre neben dem Telenotarzt eine bessere Bezahlung der aktiven Notärzte, eine Begrenzung der Arbeitszeiten, Zuschüsse für Notärzte auf dem Land sowie eine bezahlte Notarztausbildung und – Ausrüstung, um attraktive Bedingungen für den Notarzt-Nachwuchs zu schaffen.
Wir dürfen uns nicht auf die große Politik verlassen, dieses Problem zu lösen. Sondern müssen auch im Landkreis Rottal-Inn die Notlage erkennen, benennen und auf höherer Ebene auf eine Lösung drängen, anstatt nur beobachten, was schief läuft.
Wir brauchen eine Rettung für die Retter!
Lina Albarazi, Notärztin und aktive Mitdenkerin im Ortsverband der Grünen Pfarrkirchen
Terminankündigung:
Am 06.03.2020 um 17:00 gibt es im Lokal Grün ein Vortrag zum Thema Gesundheit inkl. Erste Hilfe Kurs
mit Lina Albarazi, Dr. Adina Popa und Jonas Marchner.
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