Bildunterschrift: (v.l.n.r.) Der Grüne Ortsverband, Anna Aigner, Reinhold Sagmeister, Tobias Hanig, Reinhard Wimmer, Referent Marcel Seehuber, Woife Plank, Landratskandidatin Mia Goller , Sarah Kandlbinder.Marcel Seehuber

Wohnen geht auch anders.

Pressemitteilung, Vortrag am 05.03.2020 im Loka Grün„Leistbaren Wohnraum schaffen“ diese Forderung durfte in den vergangenen Wochen parteiübergreifend in keinem Wahlprogramm fehlen. Da es sich der Grüne Ortsverband aber zur Aufgabe gemacht hat, nicht nur zu fordern, sondern eben auch Lösungen aufzuzeigen, die einen anderen Blickwinkel zulassen, öffnete man am vergangenen Donnerstag das Lokal Grün um sich intensiv mit diesem Thema zu beschäftigen. Der Wunsch nach „leistbar und günstig“, führte in den letzten Jahren in Pfarrkirchen zusehends zu Wohnbauten, die sowohl die architektonische, die städtebauliche und vor allem die soziale Qualität vermissen lassen. Herausgekommen ist dann meist „billig“. Die Frage, die sich stellt, muss man den Pfarrkirchner Wohnungsmarkt gewinnorientierten Investoren und einer ehemals sozialen, aber nun ebenfalls auf Profit ausgelegten Wohnbau GmbH überlassen? Um diese Frage zu beantworten lud man Marcel Seehuber vom Sauriassl Syndikat e.V. und Bürgermeisterkandidat der Liste2020 in Altötting ein. Er setzt sich seit über 10 Jahren als leidenschaftlicher „Wohnraum-Schaffer“ ein, kümmert sich nicht nur um bezahlbare Wohnungen, sondern darüber hinaus um gut funktionierende Nachbarschaften.In seiner Anmoderation gab Tobias Hanig einen kurzen Impuls über alternative Wohn- und Organisationsformen und die Renaissance genossenschaftlicher Bauprojekte, wie sie vor allem in den größeren Städten bereits seit einigen Jahren wiederentdeckt wurden. Bei allen Unterschieden steht jedoch der solidarische Ansatz und der Wunsch nach gemeinschaftlich genutzten Räumen immer im Vordergrund. Dies gilt nicht nur für den umbauten Raum, sondern zeigt sich meist in einer hohen Qualität des Miteinanders in den Freiräumen und den Erdgeschossbereichen.

Der Schlüssel zum Erfolg liegt laut Seehuber aber vor allem darin zuzulassen, Eigentum wieder kollektiv zu denken. In seinem kurzweiligen Vortrag ging er auf die Geschichte des Miethäuser Syndikats ein, welches 1988 in Freiburg gegründet wurde und inzwischen über 150 Wohnprojekte in ganz Deutschland umgesetzt hat. Eines davon ist das im Jahr 2009, zusammen mit dem AKM (Altöttinger Mieterkonvent) gekauft und saniert Areal an der Konventstrasse. Die in die Jahre gekommene Werkssiedlung der Esterer AG auf 2600m² wurde mit viel Eigenleistung renoviert und thermisch saniert. Es entstanden 17 Wohnungen mit durchschnittlich 50m², ein Apartment für Flüchtlinge, Gemeinschaftsräume, ein Proberaum und ein ca. 800m² großer Garten. Seit kurzem verfügt die Wohngemeinschaft sogar über ein eigenes Car Sharing Angebot. Beeindruckend ist dabei nicht nur der soziale Zusammenhalt der Mieter, denn auch die Zahlen sprechen eine ganz eigene Sprache. Aktuell sind es € 6,90 pro m² Warmmiete, die seit 2009 nur an die Inflation angeglichen wurden, denn so sieht es das Konzept der Miethäuser Syndikate vor. Auch bei der Finanzierung des Projekts schlug man andere Wege ein. Kleinkredite von zukünftigen Mietern oder Unterstützern sicherten den Eigenanteil. Die ausbezahlten Zinsen, bestimmen die Geldgeber bis zu einem Maximum von 2% selbst. In Zeiten der aktuellen Zinspolitik eine gute Anlage, so Seehuber. Wobei das gute Gefühl in ein regionales und solidarisches Netzwerk zu investieren den meisten viel wichtiger ist. Dadurch lassen sich im eigenen Ort oftmals auch stadtbildprägende Objekte bewahren. Denn, wenn nicht das Maximum an Fläche und Rendite aus einem Projekt herausgeholt werden muss, genießt der alte Bestand wieder die oft vergessene Wertschätzung.
Da auch bewährte Strukturen immer wieder neu hinterfragt und weiterentwickelt werden müssen, gründete sich 2018 das SauRiassl Syndikat. Ziel ist es, neben Wohnprojekten die Themen Mobilität, Versorgung, Infrastruktur, aber auch Kulturbereiche in ein solidarisches und nachhaltiges gesellschaftliches Netzwerk zu transformieren.Ziele, die sich jede Stadt stecken sollte, so waren sich die Ortsvorsitzenden Sarah Kandlbinder und Woife Plank einig. Denn gerade auf dem Land ist der Wunsch nach Beteiligung und dem Mitmachen oft das viel wichtigere Kapital. Und so blickt man am Ende des Abends etwas wehmütig auf die letzten 3 Monate Lokal Grün zurück. Sich informieren, mitreden und gemeinsam weiter denken, hatte man sich vorgenommen. Dass neben den zahlreichen Vortragsabenden dann auch noch ein Plattenladen, ein Ausstellungsraum, eine Töpferwerkstatt, ein Kino und ein Yoga Studio auf Zeit draus wurde, konnte keiner ahnen. Aber genau darum geht es, so Tobias Hanig abschließend. Wenn wir in der Stadtpolitik nicht anfangen, spannende Projekte auszuprobieren, auch wenn das Ergebnis ungewiss ist, dann bekommen wir auch immer nur das Gewöhnliche und das ist leider oftmals sehr langweilig. Innovative Ideen könnten bald in genau so einem „Stadtlabor“ geboren werden. Dann können sich auch alle Pfarrkirchner*Innen jeden Alters beteiligen, um gemeinsam die Zukunft zu gestalten.

Links:
https://www.syndikat.org/de/
https://www.sauriassl.org/

Videos:
https://www.amk-ev.org/home/filmbeitr%C3%A4ge/

Bildunterschrift: (v.l.n.r.)
Der Grüne Ortsverband, Anna Aigner, Reinhold Sagmeister, Tobias Hanig, Reinhard Wimmer, Referent Marcel Seehuber, Woife Plank, Landratskandidatin Mia Goller , Sarah Kandlbinder.Marcel Seehuber

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