Pressemitteilung des Ortsverbands Grüne Pfarrkirchen
Reaktion auf den Artikel vom 29.10.2019 „Unabdingbar oder vorauseilender Gehorsam“
Es liest sich wie ein Auszug einer unfreiwillig komischen Tragödie, was sich da in der letzten Woche in der Stadtratssitzung zum Thema „ökologische Bewirtschaftung städtischer Pachtflächen“ abspielte.
Den Auftakt machte die Junge Liste, die in gewohnter Manier schnell klein beigibt. „Gut aufgestellt“ ist gut genug. Wobei doch inzwischen allen klar sein müsste, dass es in Punkto Artenschutz und Biodiversität reichlich Luft nach oben gibt. Nebenbei wäre das der richtige Zeitpunkt gewesen, das von der Jungen Liste schon im Jahr 2017 vorgeschlagene, äußerst charmante, aber eingeschlafene Projekt der Umweltbildungseinrichtung „PAN-Optikum“ noch einmal anzusprechen und nachzubohren.
Ganz im Gegensatz dazu und auf Konfrontationskurs die Freien Wähler. Wären da nicht die Beschlüsse zum Insektenfreundlichen und Glyphosatfreien Landkreis Rottal-Inn. Diese umzusetzen, hatten alle Parteien im Kreisrat einstimmig beschlossen. Es ist nun mal so, dass auch die Kreisstadt zum Landkreis gehört. Müsste es da nicht selbstverständlich sein, dass die Entscheidung und ein Programm für mehr Artenschutz, das auch die Freien Wähler für den Landkreis wollen, auch für die eigene Stadt gelten muss?
Stattdessen die Haltung „es reicht doch, wenn die anderen es machen“? Dafür ist das Thema zu wichtig. Und es kann nur gelingen, wenn möglichst viele Partner gemeinsam in die gleiche Richtung streben.
Wichtige Partner sind hier vor allem die Landwirte. Die gehen offensichtlich nur ungern mit, denen „geht der Hut schon hoch“, bevor überhaupt aktuelle Zahlen auf dem Tisch liegen, wie zukünftige Pachtgebühren für städtische Flächen oder die Höhe von Ausgleichszahlungen, die das neue Artenschutzgesetzt in Aussicht stellt.
Wer jetzt denkt, die Opfer sind die vom Aussterben bedrohten Tier- und Pflanzenarten – weit gefehlt. In dieser Rolle sieht sich, wie es der Bauernverband propagiert und jüngst auch mit grünen Kreuzen dekoriert, so mancher konventionell wirtschaftende Landwirt. Der wirtschaftliche Exitus wird prophezeit, da für ihn eine ökologisch bewirtschaftete Fläche „verloren“ und wertlos ist. Ein Blick in die Statistik zeigt, dass es in Pfarrkirchen im Jahr 2003 noch 131 landwirtschaftliche Betriebe gab, 2016 waren es 87. Vielleicht sollten die Kreuze daher doch eher schwarz sein.
Die Pointe des Abends liefert dann aber noch MdL Martin Wagle, der am 17.07.2019 für die Änderung des Bayerischen Naturschutzgesetzes zugunsten der Artenvielfalt gestimmt hatte. Offensichtlich, ohne sich genauer damit befasst zu haben, denn welche Auswirkungen das für die eigene Stadt Pfarrkirchen haben wird, konnte er als 2. Bürgermeister den Stadträten nicht erklären, würde sich aber darum kümmern, wie er versicherte. Und so wirkt das von Markus Söder als „Meilenstein für den Artenschutz“ deklarierte Gesetz bereits jetzt etwas porös. Im persönlichen Gespräch mit den Ministerien wird bereits nach Schlupflöchern gesucht.
Wäre es nicht ehrlicher, zuzugeben, dass Ihnen der Artenschutz eigentlich gar nicht so wichtig ist?
Vorauseilender Gehorsam? Nein, es geht hier um viele Versäumnisse der Vergangenheit- und große aktuelle Defizite.
Ihr Grüner Ortsverband Pfarrkirchen
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